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Himara (albanisch auch Himarë; griechisch Chimárra Χειμάρρα) ist eine Kleinstadt an der Küste des Ionischen Meeres im Süden Albaniens im Qark Vlora. Sie ist politisches und wirtschaftliches Zentrum der Albanischen Riviera, dem abgelegenen Küstenabschnitt nördlich von Saranda bis zur Adria. Die Bashkia von Himara umfasst die ganze Riviera, weshalb mit Himara oft mehr gemeint ist als nur der Ort.
Himara liegt sehr abgelegen durch das Ceraunische Gebirge vom Rest des Landes getrennt. Die Nationalstraße SH8 entlang der Küste ist sehr kurvenreich. Busse brauchen lange, um über den Llogara-Pass in die Qarkhauptstadt Vlora zu gelangen. Nur im Sommer verkehren gelegentlich Kursschiffe nach Korfu und Vlora. Handelsschiffe fahren den Hafen kaum noch an. Dank der Abgeschiedenheit ist die Natur um Himara noch relativ unberührt.
Der neue Stadtteil von Himara liegt direkt am Meeresufer an einer lang gezogenen Bucht mit Sandstrand. Alt-Himara liegt etwas landeinwärts auf einem Hügel. Es ist geprägt von alten Steinhäusern und steilen, schmalen und daher autofreien Gassen. Auf dem Hügel gibt es Grundwasser, und oben konnte man sich Angriffen von der Seeseite her besser erwehren. Deshalb wurde hier schon in der Antike eine Siedlung angelegt. Die Burg mit ihrer Kirche ist heute verfallen.
Zum Gebiet der Bashkia zählt seit 2015 die ganze Riviera. Bis 2015 gehörte nur der nördliche Teil der Küste zur Bashkia, neben Himara die Dörfer Palasa, Gjileka, Dhërmi, Ilias, Gjipa, Vuno, Jala, Pilur und Kudhës. Die Einwohnerzahl der Gemeinde belief sich auf 2822 Einwohner (Volkszählung 2011). Lokale Quellen gaben eine vielfach höhere Zahl von 11.250 Einwohnern an (2004); davon lebe etwa die Hälfte in der Stadt Himara.[2] 2015 wurden auch die Kommunen Lukova mit den Dörfern Çorraj, Borsh, Piqeras, Shënvasil, Fterra, Qazim Pali, Nivica und Sasaj, die 2916 Einwohner zählte, sowie Horë-Vranisht mit den Dörfern Vranisht, Kuç, Kuç Buronja, Bolena, Kallarat und Tërbaç und 2080 Einwohnern eingemeindet. Die neue Gemeinde hat insgesamt 7818 Einwohner (Stand 2011).
In Himara leben Angehörige der griechischen Minderheit. Genaue Zahlen über die Aufteilung der Bevölkerungsgruppen liegen nicht vor. Die Dörfer Himara, Dhërmi und Palasa gelten als ursprünglich mehrheitlich griechischsprachig, während in Ilias, Vuno, Qeparo, Kudhës und Pilur nur Albanisch gesprochen wird.
Während zu Zeiten des Kommunismus die albanische Sprache in der Öffentlichkeit vorherrschte, hat es im vergangenen Jahrzehnt eine deutliche Renaissance des Griechischen in Himara gegeben. Eine große Rolle spielt dabei die Arbeitsmigration nach Griechenland. Die Wanderarbeiter aus dem Süden Albaniens, die zum Teil mehrfach im Jahr, zum Teil nur im Sommer in ihre Heimat zurückkehren, bringen auch griechische Einflüsse mit.
Die Sprachenfrage führt in Himara immer wieder zu wissenschaftlichen Streitigkeiten und politischen Spannungen. Griechische und albanische Historiker sind sich uneinig, ob die griechische Minderheit alteingesessen ist oder nicht. Politisch geht es dabei um die Frage, ob Himara den Status einer Minderheitengemeinde erhält. Bei den Wahlen 1999 und 2003 kam es in Himara zu Zwischenfällen, da sich die griechische Minderheit benachteiligt fühlte. Ein Gericht in Vlora verurteilte den griechischstämmigen Bürgermeister im Frühjahr 2009 zu einer mehrmonatigen Haftstrafe, nachdem er Ende 2007 Straßenschilder, die nur auf Albanisch angeschrieben waren, entfernen ließ. Die Spannungen eskalierten im Sommer 2010 in der Ermordung eines griechischstämmigen Bewohners.
Seit 2009 gibt es in Himara eine griechische Schule.
Schon in vorrömischer Zeit wurde eine Siedlung begründet. Sowohl deren Name als auch die Herkunft der ersten Bewohner Himaras (vielleicht Chaoner, Illyrer eines anderen Stammes oder aber griechische Kolonisten aus Korfu) sind unbekannt. Im 2. Jahrhundert v. Chr. wurde die Gegend von den Römern erobert und zunächst der Provinz Macedonia zugeschlagen. Im Bürgerkrieg zog das Heer Julius Caesars von Oricum an Himara vorbei nach Griechenland, nachdem es wenige Kilometer nördlich gelandet war. Bei der endgültigen Teilung des Römischen Reiches (395) fiel Epirus und mit dieser Region auch Himara an das griechisch geprägte Ostreich.
Auch aus dem Mittelalter gibt es nur wenige zuverlässige Nachrichten über Himara. Einige Zeit war der Ort Sitz eines orthodoxen Bischofs, als solcher ist Himara 1020 in einer byzantinischen Urkunde bezeugt. Die meiste Zeit lag Himara im Grenzgebiet verschiedener rivalisierender Reiche. Der Ort konnte sich aufgrund dessen eine gewisse Autonomie erwerben. Ende des 9. Jahrhunderts reichte das Bulgarische Reich bis an die Küste von Himara. 1085 verheerten die Normannen die Gegend.
Nach dem 4. Kreuzzug brach die Herrschaft von Byzanz am Ionischen Meer zusammen. Nachfolgestaat war hier das Despotat Epirus, dessen wechselvolles Schicksal Himara bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts teilte. Seit dieser Zeit unterhielten die Himarioten eine eigene Flotte, die sie zum Schutz ihres Gebietes ebenso wie für die Piraterie verwendeten. Himara selbst wurde stark befestigt. Vermutlich 1277 kam Himara unter die Herrschaft des neapoletanischen Königs Karl von Anjou. Seit etwa 1375 gehörte Himara zum Besitz der Ballsha, die sich aber nur 20 Jahre als Stadtherren behaupten konnten.
Ende des 14. Jahrhunderts begannen die Osmanen mit der Eroberung der christlichen Herrschaften im Gebiet des heutigen Südalbanien. Um 1420 war die ganze Region – abgesehen von Himara und dem venezianischen Butrint – unter türkischer Kontrolle.
1481 machten die Himarioten einen Aufstand gegen die Osmanen, die nur nominell die Oberherrschaft über Himara ausübten. Mit ihrer Flotte störten sie den türkischen Nachschub ins italienische Otranto, das in jenem Jahr für kurze Zeit türkisch besetzt war. Die bewaffneten Unruhen der Himarioten gegen die osmanische Herrschaft dauerten bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts an. 1492 fand sich Sultan Bayazid II. nach einem erfolglosen Feldzug sogar zu einem Abkommen bereit, in dem den Himarioten Autonomie gewährt wurde. Sultan Suleyman griff Himara 1537 erneut an, das zu diesem Zeitpunkt etwa 50 Dörfer der Umgebung beherrschte. Auch wenn sich die Himarioten auf Dauer nicht gegen die Türken behaupten konnten, blieb die Herrschaft der Osmanen über die fast nur vom Meer zugängliche Region immer schwach.
1798 eroberte Ali Pascha Tepelena Himara und verleibte die Stadt seiner Herrschaft ein. In einer geschützten Bucht südlich von Himara errichtete er die Festung Porto Palermo. Mit dem Tod Ali Paschas gelangte Himara 1822 wieder unter die Herrschaft Istanbuls. 1833 beteiligten sich die Himarioten an einem antitürkischen Aufstand. 1912 wurde Himara Teil des unabhängigen Albanien. In der Zwischenkriegszeit war Himara zeitweise ein eigener Unterbezirk innerhalb der Präfektur Vlora. 1940 rückte die griechische Armee bis nach Himara vor.
Einige Kilometer südlich von Himara liegt in der Bucht von Porto Palermo auf einer kleinen Halbinsel eine Festung, von der heute behauptet wird, dass sie Ali Pascha Tepelena zu Beginn des 19. Jahrhunderts erbauen ließ. Es ist jedoch anzunehmen, dass sie wesentlich älter ist und wahrscheinlich von der Republik Venedig etwa zur gleichen Zeit wie die ganz ähnlich konstruierte Festung in Butrint erbaut wurde.
Ebenfalls dort, in militärischem Sperrgebiet, aber von der Festung und von der Küstenstraße gut zu sehen, ist eine ehemalige sowjetische und albanische U-Boot-Basis mit einem in den Felsen getriebenen U-Boot-Bunker.
Qeparo und Borsh verfügen über hübsche Burganlagen.
Himara und die benachbarten Dörfer – insbesondere Dhërmi – sind beliebte Urlaubsziele der Albaner aus dem In- und Ausland. In den letzten Jahren sind zahlreiche Appartement-Häuser, Restaurants und Läden entstanden. Trotz allem ist die Infrastruktur nach wie vor bescheiden und dem Ansturm der Touristen im Sommer kaum gewachsen.
Außerhalb der Urlaubszeit ist in und um Himara wenig los. In den Dörfern leben fast nur noch alte Leute – viele junge arbeiten und leben in Griechenland. Neben der Landwirtschaft und den Touristen im Sommer gibt es kaum Einnahmequellen. Die wenigen Fabriken wurden geschlossen und der Marinestützpunkt der albanischen Marine ist halb verlassen. Fischerei lohnt sich kaum, da die Vertriebswege zu weit wären.